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Replik an Lukas Voellmy: Weltwoche - Reiseführer durchs Freilichtmuseum

Operation Libero vs. imaginäre Gegner?

Liberal? Na klar! Offen? Nein danke. Die Weltwoche widerspiegelt mit dieser Aussage exakt die politische Misere, gegen welche die Operation Libero ankämpft. Es muss gesagt sein: Die Schweiz kann nur liberal sein wenn sie sich nach aussen öffnet.

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Der Prime-Tower in Zürich ragt in die Höh, darunter tummeln sich Leute auf dem Geroldareal. Ein Bild, das Lukas Voellmy in der Weltwoche genügt, um zu behaupten: Liberal sind wir doch schon, die Operation Libero braucht es nicht.  Um dies zu untermauern gibt’s dann noch ein paar Beispiele: Die Schweiz habe Homosexuellen schon Rechte gewährt, Subventionen für Kinderkrippen gesprochen – und sogar auf dem Bahnhof Sarnen gäbe es Migranten. Was also will man noch mehr?  Eine Menge.

Denn die Zustimmung zur eingetragenen  Partnerschaft war nur ein Schrittchen. Noch immer werden Homosexuelle ungleich behandelt: im Güterrecht, bei Sozialversicherungen, bei der Adoption. In der Familienpolitik wiederum scheiterte eine Initiative letztes Jahr an den konservativen Ständen; und der Migrant auf dem Bahnhof Sarnen wartete vielleicht 20 Jahre auf sein Bürgerrecht.

Wir stimmen liberal? Wieso spricht Voellmy nicht über die Verwahrungsinitiative, die Zweitwohnungsinitiative, die Ausschaffungsinitiative? Liberale Ansätze missen wir in vielen Bereichen: Gerechte Kostenverteilung im Verkehr, gezielte Umverteilung statt Rundumverteilung, Gleichstellung aller Lebensgemeinschaften? Lukas Voellmy wüsste davon, wenn er alle unsere Positionen gelesen hätte. Stattdessen reduziert er die Operation Libero auf das, was der Weltwoche per se nicht passt: Zuwanderung, eine ehrliche Europapolitik, Bürgerrecht ohne Lebensformkontrolle.

Hier offenbart die Weltwoche ihren Irrglauben, dass wir ohne unsere internationale Vernetzung genau so erfolgreich sein könnten. In einer globalisierten Welt bietet Abschottung nur eines: Niedergang. Die Grundlage einer liberalen Schweiz ist ihr Wohlstand und somit ihre wirtschaftliche Offenheit, ihre guten Beziehungen zur EU, ein liberaler Arbeitsmarkt. Faktoren, ohne die es wohl einen Prime Tower in Zürich nicht geben würde, und wohl auch kein lebendiges Geroldareal. Eine fortschrittliche Gesellschaft geht nun mal nicht ohne Fortschritt, liberal sein nicht ohne offen sein.

Und so bleibt Lukas Voellmy, auch wenn er mit liberalem Gedankengut kokettiert, schlussendlich eben doch im Mainstream: Eine weitere, bewahrende, zuwanderungskritische Stimme aus dem Freilichtmuseum. Die Operation Libero kämpft gegen imaginäre Gegner? Lukas Voellmy und die Weltwoche liefern mit diesem Artikel unbeabsichtigt den Gegenbeweis. Danke.