Landsgemeinde Glarus

Hochgeachteter Herr Landammann, hochvertraute, liebe Mitlandleute

Eine Rede von Peter Aebli Mitglied des Glarner Bürgerkomitees an der Glarner Landsgemeinde am 7. Mai:

«Ich bitte Sie, den Memorialsantrag, der die Verfassung ändern möchte, abzulehnen. Als liberaler und freisinniger Glarner bin ich überzeugt, dass keine Kleidervorschriften in unsere Verfassung gehören. 

Die NZZ hat geschrieben, im Glarnerland finde eine „Phantomdiskussion“ statt. Und dies trifft es auf den Punkt. Wir Glarner werden missbraucht für einen Stellvertreterkrieg. Rechtsnationale Kreise möchten, dass an der Landsgemeinde publikumswirksam über Kleidervorschriften diskutiert wird. 

Leider haben diese ihr Ziel schon erreicht, aber schieben wir jetzt einen Riegel, dass die Landsgemeinde nicht auch in Zukunft für Anliegen missbraucht wird, die uns nicht betreffen. Geben wir uns nicht dazu her, wegen eines Phantomproblems die Verfassung zu ändern. 

Natürlich gibt es auch bei uns Integrationsprobleme. Als Schulleiter bin ich als erster dafür, dass man konsequent Regeln setzt und die Kinder und Jugendlichen, vor allem die Mädchen, vor religiösem Fundamentalismus der Eltern schützt. Solchen gibt es, nicht nur islamischen. Dafür braucht es aber vor allem Lehrerinnen und Lehrer, Schulleitungen, Behörden und einen Bildungsdirektor mit Zivilcourage, und das haben wir. Dort findet der Kampf gegen den Extremismus statt.

Aber weil eine Konvertitin eine Burka trägt, ist dies kein Grund, die Landsgemeinde zu bemühen. In Glarus gibt es einen Mann, der Sommer und Winter in kurzen Hosen und mit nacktem Oberkörper zur Arbeit geht – viele von Ihnen kennen ihn. In Saudiarabien würde er wohl eingesperrt. Dass dies aber hier nicht passiert, zeichnet unseren liberalen Staat aus. Das ist eben der Unterschied. 

Wenn nun argumentiert wird, muslimische Männer würden Frau zwingen, eine Burka zu tragen, genau dann wäre ein Verbot noch falscher. Denn dann dürften sie einfach nicht mehr aus der Wohnung. Da wundert es mich doch, was für ein Problem man mit dem Verbot lösen will. Im Gegenteil, genau diese Frauen sollten die Gelegenheit haben, unter die Leute zu kommen, eine andere Welt zu sehen.

Solidarität mit dem Tessin wurde auch immer wieder genannt. Es gibt aber noch 24 andere Kantone und davon solche, wie Genf, in denen es wirklich Frauen in Burkas gibt. Die Genfer denken nicht einmal nach über ein Burkaverbot, also kein Grund, dies den Tessinern nachzumachen.

Der Landammann hat es in seiner Rede gesagt: «Die Welt ist unruhig und gefährlich geworden. Die Landsgemeinde ist ein Hort der Stabilität. Setzen wir diese nicht aufs Spiel.»

Liebe Mitlandleute, lassen Sie sich nicht vor den Karren der AUNS und Konsorten spannen und tragen Sie Sorge zur Landsgemeinde.

Schicken Sie die Vorlage mit einem wuchtigen Nein bachab.»