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Ein Korrigendum, das die NZZ selbst nicht bringt.

Ein Artikel der NZZ erweckt den falschen Eindruck, unsere finanzielle Situation sei dem Engagement für die Konzernverantwortungsinitiative geschuldet. Dass dem nachweislich nicht so ist, haben wir bereits in der Medienmitteilung zum Crowdfunding klargemacht. Dennoch rezitierte die NZZ diese falsche Behauptung. Da uns eine Klarstellung wichtig ist und bei der NZZ nicht erreicht werden konnte, folgt sie nun hier auf diesem Weg.

Eines vorweg: Anfragen nach Korrigenda anzunehmen oder nicht, liegt im Ermessen der Redaktionen. Dies respektieren wir - ebenso wie wir die journalistischen Standards der NZZ und die Arbeit ihrer Journalist*innen gemeinhin schätzen. Auch kritische Berichterstattung zu Operation Libero gehört dazu. Zeitungs-Bashing liegt uns hier also fern. Doch ebenso liegt es in unserem Interesse, falsche Behauptungen zu widerlegen - damit sie nicht nochmals falsch rezipiert werden. Was wir hiermit tun möchten.

Im Beitrag «Operation Herzschmerz» vom 28. Dezember 2020, in welchem Operation Libero zu “Ehren” kommt, wird die Behauptung, dass der Einsatz für die KVI Ursache der finanziellen Situation sei, unhinterfragt verbreitet. Doch dieses Behauptung ist falsch – wie dies bereits in unserer am 8. Dezember an alle Medien verschickten Medienmitteilung zur finanziellen Situation inklusive den angehängten Ausführungen sowie auf unserer Website klar ersichtlich ist (und von uns beispielsweise bereits auch in der Sonntagszeitung als These ohne Grundlage deklariert wurde).

Die Operation Libero hat (Stand vor dem jetzigen Crowdfunding) seit 2014 Spenden von über 15’000 Unterstützer*innen erhalten. Wenn wir nun unsere Finanzzahlen und die Spenden der letzten Jahre anschauen, so ist kein (negativer) Einfluss unseres Engagements für die KVI ersichtlich: Seit 2016 wurden unsere Kampagnen jährlich in etwa gleich stark unterstützt (rund 1 Mio. CHF Spenden jährlich). Abgenommen hat seit 2016 jedoch das Geld, welches in die Geschäftsstelle und ins Eigenkapital/Vereinsvermögen floss (2016: rund 450’000 CHF; 2018 und 2019: rund 230’000 CHF). Weil die Spenden somit stärker in Kampagnen als an die Geschäftsstelle flossen, haben wir seit 2018 verstärkt vom Vereinsvermögen gezerrt, um unsere GS zu finanzieren. Wir wissen um die Entwicklung unserer Finanzen schon seit längerem (vgl. Grafik). Deshalb haben wir vor über einem Jahr den Strategie- und Organisationsentwicklungsprozess in Angriff genommen, der sich unter anderem genau dieser Frage widmet. Mit der neuen Strategie und der Ausrichtung für die kommenden Jahre wollen wir nun die nachhaltigere Finanzierung angehen.

Kurz: Unsere finanzielle Lage stellt eine längerfristige Herausforderung dar, die sich bereits vor und völlig unabhängig von der KVI bzw. unserem Engagement dafür abgezeichnet hat. Auch ist es nicht ersichtlich, dass wir dadurch «Sponsoren vergrault» haben, wie der Blick in einer Comic-Zeichnung insinuierte – und dies dem Autor des Artikels in der NZZ offenbar «Quelle» genug ist. Wie bei jeder Kampagne hatten wir Mitglieder und Unterstützer*innen, welche unsere Position teilen, oder ablehnen. 

Die Ausführungen zur finanziellen Ausgangslage sind seit Beginn unseres Crowdfundings so an der Pressekonferenz kommuniziert und auf der Website aufgeschaltet. 

Dennoch steht im Artikel der NZZ unter anderem: “Schuld am angeblichen Kollaps der Operation Libero soll denn auch deren Einsatz für die sogenannte Konzernverantwortungsinitiative (KVI) sein.”

Die Bitte um ein Korrigendum wurde abgelehnt mit der Begründung, die Aussagen nicht selbst getroffen, sondern nur aus anderen Zeitungen zitiert zu haben. Es sei auch keine Tatsachenbehauptung sondern vielmehr eine Zusammenfassung der Berichterstattung mancher Medienhäuser. Hierzu wollen wir Folgendes entgegnen: 

  • Erstens: So explizit wie die Aussage im Artikel indirekt zitiert wurde, hat dies kein Medienhaus geschrieben. Es fand einzig in besagtem Comic im Blick Ausdruck. In der Sonntagszeitung wiederum wurde die These bereits explizit widerlegt. 
  • Zweitens: Die Zitate, direkte wie indirekte, werden weder relativiert, als Gerüchte eingeordnet, noch kritisch hinterfragt.
  • Drittens: Die These wird im Artikel eigenständig weiter ausgeführt - also nicht als Zitat anderer Artikel sondern als Interpretation des Autors. 
  • Viertens: Mit dem Verweis, man zitiere nur andere Artikel, nimmt sich die Zeitung aus der eigenen journalistischen Verantwortung. Quellen gehören verifiziert.
  • Fünftens: Ebenso verhält es sich mit dem Argument, es handle sich um eine Zusammenfassung der Berichterstattung mancher Medienhäuser. Denn zum einen wird nicht darauf hingewiesen dass die Berichterstattung falsch war. Zum anderen handelt sich es um eine einzige Erwähnung dieser falschen Behauptung, während kein weiteres Medium und kein weiterer Artikel dies so geschrieben hat. 

Wir respektieren die Entscheidung der NZZ. Die Korrektur der Aussage erschien uns dennoch wichtig. Wir hoffen, mit dieser Klarstellung weitere Zitate von falschen Behauptungen vorbeugen zu können. Denn die - insbesondere in den sozialen Medien - gern verbreiteten Unterstellungen (die je nach Heftigkeit auch mal in Verschwörungstheorien ausarten), wir seien durch wenige zahlungskräftige Einzelpersonen und/oder Wirtschaftsverbände finanziert (die nun aufgrund unseres KVI-Einsatzes «den Geldhahn zugedreht» hätten), sind falsch und oftmals verleumderisch. Dem versuchen wir so gut wie möglich entgegenzuhalten.

Weitere Antworten auf häufige Fragen zu unserer Finanzierung und zu unserer Zukunft finden sich hier.